Wort der Woche

„Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“

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Liebe Gemeindeglieder in Wendlingen am Neckar,

von wem denken Sie, stammt dieser Satz? Boris Palmer?

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Markus Söder?

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Margret Thatcher?

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Weit gefehlt.

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Es ist ein Satz, den der Apostel Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Thessaloniki formuliert.

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Es ging ihm damals allerdings nicht darum, die fehlende Bereitschaft zur Arbeit in einem möglicherweise zu großzügig aufgestellten Sozialstaat zu kritisieren.

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Nein, Paulus richtet sich gegen religiös abgehobene Menschen, die der Meinung waren, dass sie aufgrund der unmittelbar bevorstehenden Wiederkunft Christi keine irdischen Pflichten mehr wahrzunehmen hätten. Deshalb, so die Meinung der „Schwärmer“ damals, sind wir auch nicht mehr für die Unterstützung der Bedürftigen verantwortlich. Das kann Paulus so nicht akzeptieren und formuliert auf diesem Hintergrund diesen Satz: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“ 2. Thessalonicher 3, 10 b

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Vor diesem Problem stehen wir heute so nicht.

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Und dennoch hat uns dieser Satz etwas zu sagen, gerade in diesen Zeiten.

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„Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“ Ein Großteil der Menschen, die zu uns kommen, möchte arbeiten und sich ihr Auskommen verdienen.

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Gerade deshalb muss es leichter werden, Menschen in Arbeit zu bringen. Umgekehrt müssen Menschen, die wirklich nicht bereit sind, etwas zu arbeiten, obwohl körperlich und psychisch dazu in der Lage, mit sehr spürbaren Einschränkungen konfrontiert werden.

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„Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“ Das ist deshalb so wichtig, weil Solidarität nur dann funktioniert, wenn Leistung nicht nur abgegriffen, sondern auch eingebracht wird.

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Übrigens: Von einem Bewohner aus einem der ortsansässigen Pflegeheime weiß ich, dass er seine Meinung über scheinbar nicht arbeitswillige Migrant*innen grundlegend geändert hat: „Herr Pfarrer, ohne mei Hava (Pflegekraft, Name geändert) wär' i scho lang verlora .. „

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Ihr Pfarrer Peter Brändle

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