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Evangelische Kirchengemeinde Wendlingen am Neckar

Wort der Woche

Wort der Woche

02.02.2025, 11:46 Uhr

Wort der Woche

Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah, aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon .

  • Max Mannheimer, Holocaust Überlebender

Liebe Gemeindeglieder in Wendlingen am Neckar,

in diese Woche fallen zwei besondere Tage:

Am vergangenen Montag, 27.1., der Gedenktag an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz­Birkenau vor 80 Jahren und gestern vor 92 Jahren, am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler durch Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt.

Lange Zeit wurde dieser Tag als „Tag der Machtergreifung“ bezeichnet, auch ich habe mich dieses Begriffs bedient. Meines Erachtens bedarf es hier allerdings einer sensiblen Korrektur.

Nicht Machtergreifung, sondern Machtübergabe.

Die Macht im Staate wurde Hitler und der NSDAP von anderen Kräften, allen voran Reichspräsident Paul von Hindenburg, ganz legal übergeben.

Es war also zunächst kein Staatsstreich oder ein Akt des Staatsterrors, sondern verlief „korrekt".

Sich das immer wieder in Erinnerung zu rufen halte ich für absolut notwendig. Zum einen, weil die Tatsache, dass etwas korrekt läuft, noch lange kein sicheres Indiz dafür ist, dass es gut läuft.

Und zum anderen, um wachsam zu bleiben, gerade in unseren Zeiten.

Natürlich kann man die Bundesrepublik und unsere aktuelle Situation in vielem nicht mit der Weimarer Republik und den Zuständen damals vergleichen.

Und doch: Gerade, weil es damals so geschah, gilt es besonders darauf Acht zu geben, dass es nicht wieder geschieht. Hitlers Ziel damals war die Ausschaltung der politischen Gegner und die Errichtung einer Diktatur.

Bereits am 4. Februar 1933 unterzeichnete Hindenburg die von Hitler vorgelegte „Notverordnung“ zum Schutze des deutschen Volkes, am 27. Februar 1933 brannte das Reichstagsgebäude und dann ging alles ganz schnell …

Ich will keine Angst machen.

Es liegt an uns.

Gerade der Blick in die Vergangenheit zeigt: Die vielzitierte Brandmauer darf nicht fallen.

Zwar müssen Prozesse in unserer Demokratie und Bürokratie deutlich verschlankt und beschleunigt werden, aber sie grundsätzlich in Frage zu stellen, das darf nicht geschehen.

Denn: Ja sie ist zuweilen mühsam, die Demokratie, aber sie ist die Form, die uns in unserem Land 80 Jahre Freiheit und Frieden ermöglicht hat. Und Menschen in Not Zuflucht.

Dass das so bleibt, dafür gilt es alles zu tun.

Ihr Pfarrer Peter Brändle

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