

Evangelische Kirchengemeinde Wendlingen am Neckar

Wort der Woche
Wort der Woche
Man muss sich durch die kleinen Gedanken, die einen ärgern, immer wieder hindurchfinden zu den großen Gedanken, die einen stärken.
Dietrich Bonhoeffer
Liebe Gemeindeglieder in Wendlingen am Neckar, was ärgert? Was stärkt?
Ein Beispiel: Am vergangenen Sonntag kamen wir nach einem schönen Ausflugstag nach Hause ins Pfarrhaus. Der Plan: Ein gemütlicher Abend.
Schön was kochen, essen, ein Glas Wein dazu, danach Tatort auf dem Sofa. Wochenendausklang.
Doch dann die Entdeckung. Es ist kalt in der Wohnung. Warmes Wasser kommt auch keins. Und so schön das Pfarrhaus ja ist, es wird schnell ungemütlich in den alten Gemäuern. Die neue Heizungsanlage zeigt Störung. Meine Laune geht in den Keller. Weil ich weiß, dass bei Temperaturen unter 17 Grad auch die Stimmung meiner Mitbewohnerin den Sinkflug antritt. Der schöne Plan für den gemütlichen Sonntagabend scheint erledigt. Es gab in dem Moment zwei Möglichkeiten: Sich reinsteigern, schimpfen, sich ärgern …
Oder sich an die Lösung des Problems machen. Wir haben dann erstmal gut gegessen. Und uns gut unterhalten. Das hat geklappt. Auch weil unser Sohn sehr witzig drauf war und dem Ärger gar keine Chance ließ. Trotz nicht ganz kuscheliger Temperaturen. Danach war die Stimmung schon wieder besser. Auch weil „eigentlich“ ein wunderbarer Tag hinter uns lag. Das hatte ich kurz fast vergessen. Und dann hab ich mich als Laie an die Heizungseinstellung gewagt, mich erinnert, was mir der Techniker bei der letzten Störung erklärt hatte. Und tatsächlich: Nach einer Weile sprang der Brenner wieder an. Wasserdruck war zu niedrig … Mein ehrlich gesagt unerwartetes technisches Erfolgserlebnis ließ mich grinsen und eine Stunde später war es wieder warm im Pfarrhaus …
Natürlich nicht alle Probleme lassen sich so schnell lösen. Nicht jeder Ärger löst sich so schnell auf. Aber: Ich glaube schon, dass wir in sehr vielen Situationen die Möglichkeit haben zu entscheiden. Lass ich mich jetzt runterziehen und vom Ärger oder gar der Wut bestimmen oder gehe ich einen anderen Weg. Damit das möglich wird, brauche ich aber Anker, die mich halten und davor bewahren, dass ich mich runterziehen lasse. Dazu gehören Strategien, mit dem Ärger, der hochkommt, umzugehen. An dem Abend half mir, kurz nachzudenken und mir zwei Fragen zu stellen:
Erstens: Ist es dieses kleine Problem wert, mir den Abend zu verderben? Antwort: Nein!
Und zweitens: Was kann ich tun, um das Problem zu lösen?
Antwort: Wasserdruck erhöhen.
Dass das geklappt hat, war schön. Aber auch wenn es nicht funktioniert hätte, wäre eine Strickjacke und Glühwein statt gekühltem Weißwein eine Lösung gewesen. Und die Erinnerung an die wunderbaren Sonnenstrahlen vom Nachmittag. Ich wünsche Ihnen eine Woche mit wenig Ärger und wenn er kommt, dann die Fähigkeit, durch ihn hindurch zu finden.
Ihr Pfarrer Peter Brändle
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