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Evangelische Kirchengemeinde Wendlingen am Neckar

Wort der Woche

Wort der Woche

03.03.2024, 07:57 Uhr

Wort der Woche

Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.

Sören Kierkegaard

Liebe Gemeindeglieder in Wendlingen am Neckar, ja, ich glaube, er hat recht, der große Philosoph aus Dänemark.

Im Vergleichen liegt oft der Anfang der Unzufriedenheit. Insbesondere wenn das Vergleichen in den Neid führt.

Oft beginnt das schon im Sandkasten. Da spielt ein Kind glücklich und zufrieden mit seiner Schaufel und seinen Förmchen, aber wenn dann ein anderes Kind mit einem Bagger kommt, dann kann es schnell vorbei sein mit der Zufriedenheit. Später sind es dann Klamotten oder das Aussehen, der Verdienst oder die Wohnung, die Kinder oder die Enkel …

Sind Sie ganz frei von Neidgefühlen? Ich nicht.

Was hilft?

Mir hilft, wenn ich mir bewusst mache, wie gut es mir eigentlich geht.

Natürlich ist nicht alles gut und ich habe auch nicht alles, was ich gerne hätte. Aber für sehr vieles in meinem Leben bin ich sehr dankbar. An manch anderem arbeite ich, um es zu erreichen, und bei wieder anderem muss ich akzeptieren, dass das nichts (mehr) wird. Und das gehört dann eben auch zu meinem Leben. Und zum Erwachsensein. Akzeptieren, dass ich nicht alles kriegen kann und mein Leben trotzdem wunderbar ist.

Ein Gedanke allerdings ist mir an dieser Stelle doch auch wichtig: Es gibt Ungleichheiten und Unterschiede zwischen Menschen, die schreien zum Himmel. Mein Kollege Pfarrer PaulBernhard Elwert und ich waren am vergangenen Wochenende mit insgesamt 34 Konfirmand*innen und 8 Jugendmitarbeiter*innen in München. Es war ein tolles Wochenende.

Was wir u. a. erfahren haben: Die bayerische Metropole ist voller Gegensätze. Bittere Armut auf der einen und gigantischer Reichtum auf der anderen Seite. Obdachlosenkeller neben Luxuswohnungen. Pfandflaschensammler hier und Designershops dort.

Einer, der in seiner Person beide Extreme miteinander verbunden hat, war der exzentrische Modeschöpfer Rudolph Mooshammer. Er empfand eine besondere Verpflichtung gegenüber den Armen und so hat er schon zu Lebzeiten und auch nach seinem Tod im Jahr 2005 verschiedensten Armen- und Obdachlosenprojekten in München außerordentlich viel Geld zukommen lassen. Damit auch die, die sich nichts leisten können, immer wieder mal die Möglichkeit haben, etwas Schönes zu erleben. Ein Ausflug, richtig gutes Essen, schöne Kleidung, weiche Handtücher … Damit ändert sich zwar nichts Grundsätzliches an der Situation der Armen und Obdachlosen, doch sie erleben Momente der Freude und der Wertschätzung. Dass Mooshammer von den Armen in München trotz seines Reichtums fast wie ein Heiliger verehrt wird, ist erstaunlich. Und doch nachvollziehbar. Denn Reichtum produzierte in seinem Fall nicht Neid, sondern Zuwendung und Wertschätzung. Gegenseitig.

Mit den Konfirmand*innen waren wir u. a. am Grab von Rudolph Mooshammer am Münchner Ostfriedhof. Ein Straßenzeitungsverkäufer hat uns an diesem Grab seine ganz persönliche Geschichte erzählt. Das war sehr beeindruckend. Von Neid war da nichts zu hören. Vielmehr Dankbarkeit.

Noch einmal zurück zum Anfang:

Ja, Vergleichen macht in der Regel unglücklich und Neid auch. Aber wenn Menschen zu wenig zum Leben haben, dann ist das kein Neidthema, sondern eine Frage der Gerechtigkeit und der Würde. Und dafür einzutreten, dass jeder Mensch seine Würde behält und genug zum Leben hat, ist unsere Christenpflicht.

Das meint

Ihr Pfarrer Peter Brändle

Foto: Brändle/ Elwert

Wendlinger Konfirmandinnen und Konfirmanden am Grab von Rudolph Mosshammer am Münchner Ostfriedhof. Eine Station auf unserer Konfifreizeit, die 34 Konfis mit 8 Mitarbeitenden und den beiden Pfarrern Paul-Bernhard Elwert und Peter Brändle am vergangenen Wochenende in München verbracht haben. Ein eindrückliches Erlebnis!

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