

Evangelische Kirchengemeinde Wendlingen am Neckar

Wort der Woche
Wort der Woche
Es gibt schwierige Vaterländer. Eines von ihnen ist Deutschland. Aber es ist unser Vaterland.
Gustav Heinemann
Liebe Gemeindeglieder in Wendlingen am Neckar,
zunächst eine persönliche Erfahrung: Während meines Studiums habe ich ein Jahr im Ausland gelebt. In Edinburgh, Schottland. Tolle Stadt. Viele gute Erfahrungen. Aber auch andere. Und interessant: Dort, in der Fremde, im hohen Norden habe ich mein Heimatland schätzen gelernt. Vieles entdeckt, was gut ist hier bei uns. Und ich habe vor allem persönlich entdeckt, dass mich vieles mit meinem Heimat- oder Vaterland verbindet. Ja, ich habe mich als „Deutschen“ entdeckt.
Seither sind über 30 Jahre vergangen. Vieles ist passiert seither. Nicht nur Gutes. Manches haben wir verschlafen oder nicht gut gemacht. Und doch: Noch immer ist lange nicht alles schlecht bei uns. Warum ich das schreibe?
Nicht, weil ich schönreden will.
Ja, unser Vaterland ist ein schwieriges. Aber eben unseres. Und deshalb gilt es, es anzunehmen und vor allen Dingen zu gestalten.
Dazu gehört auch unser besonderes Verhältnis zum Staat Israel und zu Jüdinnen und Juden. Aufgrund unserer schwierigen Geschichte verbindet uns viel miteinander. Nicht nur Schuld. Heute vor allem Verantwortung.
Und wenn dieser Staat wie in diesen Tagen von Terroristen in seiner Existenz bedroht ist, dann gilt es bedingungslos auf seiner Seite zu stehen.
Und wenn die Solidarität mit den Menschen im Gaza-Streifen dazu führt, dass jüdische Menschen in Deutschland um ihr Leben fürchten, dann ist das in gar keiner Weise zu akzeptieren.
Trotzdem muss deutsche Politik alles tun, damit der Frieden wieder zu einer realen Möglichkeit wird im Nahen Osten. Und dafür kämpfen, dass Israelis und Palästinenser einen Weg finden, um friedlich und menschenwürdig nebeneinander zu existieren.
Ja, wir haben ein schwieriges Vaterland. Zu dessen schwieriger Geschichte zählt es auch, dass Menschen aus Deutschland fliehen mussten, um ihr Leben zu retten. Und Gott sei Dank auch Zuflucht fanden. Auch deshalb haben die Gründerväter der Bundesrepublik Deutschland, zu denen Gustav Heinemann zählte, das Grundrecht auf Asyl im Grundgesetz verankert. Dieses Recht muss bleiben. Wenn aktuell Stimmen laut werden, die es aufweichen wollen, steht das unserem Vaterland nicht gut zu Gesicht. Das soll wiederum nicht heißen, dass Menschen, die kein Recht auf Asyl haben oder dieses durch ihr Verhalten verwirkt haben, nicht abgeschoben werden dürfen.
Aber grundsätzlich müssen wir Schutz bieten. Punkt.
Es gibt schwierige Vaterländer. Eines von ihnen ist Deutschland. Aber es ist unser Vaterland.
Möge es ein Ort der Zuflucht bleiben.
Denn: „Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott.“ 3. Mose 19, 33 -35
PS: Dass im Johannesforum immer donnerstags Menschen aus aller Herren Länder beieinander sind, Gemeinschaft und Unterstützung erfahren, steht uns gut zu Gesicht. - Danke Café International!
Ihr Pfarrer Peter Brändle
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